Wie ein gläsernes Ausrufezeichen überragt das Düsseldorfer Stadttor auf dem südlichen Ende des Rheinufertunnels die zukunftsträchtige Medienmeile im Hafen. Trotz des Überangebotes auf dem Immobilienmarkt macht sich Bauherr Peter-Michael Engel keine Sorgen um die Vermietung der insgesamt 28 500 Quadratmeter Flächen im neuen Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Nach drei Jahren Bauzeit wird das "Thyssen-Hochhaus der 90er Jahre" Anfang 1998 bezogen.

Öffentliches Hochhaus mit italienischer Küche

Rund 240 Millionen Mark haben private Investoren in das Stadttor gesteckt. Anfang ´98 ziehen die ersten Mieter ein.

"Na, ist das nicht ein phantastischer Blick von hier oben?" Peter-Michael Engel steht im 20. Stock des Stadttores und genießt die Fernsicht. Manchmal ist sogar der Kölner Dom zu sehen. Auch wenn das für einen Düsseldorfer nicht wirklich wichtig ist. Wirklich wichtig ist für den Bauherrn des Stadttores, daß die Vermietung gut angelaufen ist. Von den 24 000 m² reiner Bürofläche – plus 4 500 für Läden, Praxen usw. – sind bereits 11 000 fest vermietet. "Und das, obwohl wir überhaupt noch nicht an den Markt gegangen sind", konstatiert Engel. Trotz des Verzichts auf Werbung "vermietet sich das Haus von alleine. Ich bin unheimlich guter Dinge, daß wir nächstes Jahr ganz voll sind." Das wäre schon bemerkenswert, denn anch der Erhebung der Immobiliengesellschaft Jones Lang Wootton vom Jahresbeginn stehen in Düsseldorf rund 350 000 m² Büroflächen leer – 7,8 Prozent aller Büroräume.

Das bereitet dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Engel Projektentwicklung und Management GmbH keinerlei Kopfzerbrechen. Für ihn ist der "Zukunftsstandort Hafen" nach wie vor konkurrenzlos.

Bauherr zieht selbst ins Stadttor ein

Ein bißchen stolz ist er schon auf die Prominenz, die sich im Stadttor demnächst einquartieren wird. Die Boston Consulting Group, eine der drei größten Unternehmensberatungen der Welt, hat sich knapp 7 000 m² in den drei riesigen Attikageschossen gesichert. Neben Kienbaum & Partner, der Rechtsanwalts-Sozietät Kapellmann und Partner kommt auch die Regus Business Center GmbH – bisher im Wilhelm-Marx-Haus – ins Stadttor. Unterhalb der Büro-Etagen (die im 7. Stock beginnen) ist genügend Platz zum Beispiel für verschiedene Arztpraxen. Nicht zuletzt wird auch die Engel-Gruppe selbst von der Niederrheinstraße in das futuristische Hochhaus umziehen – schließlich ist dem Bauherrn "sein" Werk ans Herz gewachsen.

Anfang des Jahres stehen die ersten Mieter auf der Matte. "Wegen uns hätte das schon früher geschehen können, wir sind soweit fertig", meint Peter-Michael Engel mit Blick auf die lichtdurchfluteten Räume – bis zu 3,35 Meter hohe Fenster sorgen rundum für Transparenz. Nur noch Restarbeiten wie Teppichboden-Verlegung stehen an. " Jeder Mieter hat natürlich noch Sonderwünsche, daher dauert´s länger", meint Engel trocken.

Am 8. Dezember nimmt das Bauamt offiziell das Gebäude ab. Probleme dürfte es da nicht geben: Vor wenigen Tagen erst hat das 70 Meter hohe Wahrzeichen eine "Rauchprobe" bestanden.Vertreter von Feuerwehr, Innenministerium und Bauaufsichtsamt überzeugten sich vom Brandschutzkonzept, für das Prof. Otmar Klingsch aus Wuppertal zuständig ist. Der Sachverständige hat auch das Konzept für den Düsseldorfer Flughafen erarbeitet.

"Wir haben uns der Stadt gegenüber verpflichtet, hier ein öffentliches Hochhaus hinzustellen, und das tun wir auch", kündigte Engel an. Dazu gehört die Halle im Eingangsbereich mit 1000 m² Grundfläche und einer imposanten Höhe von über 50 Metern samt Bistro, Bäckerei und Reisebüro – und dem Italiener "Il Porto" von der Wupperstraße. "Der wird hier ein richtig schönes Restaurant mit Blick auf den Bürgerpark einrichten, im Sommer können die Gäste draußen auf der Terrasse sitzen", freut sich Peter-Michael Engel schon auf die Leckereien des für seine kleine, aber feine Küche bekannten Trattoria-Chefs.

Ein Feuerwerk für die Bürger

A propos Bürgerpark: Wenn dessen Schlußpunkt die Landschaftsbrücke quer über die Ernst-Gnoß-Straße im Frühjahr samt Bäumen und Büschen fertig und somit die Verbindung für Fußgänger und Radler zum Stadttor hergestellt ist, möchte Engel als "Geschenk an die Stadt und seine Bürger" ein Riesenfeuerwerk abbrennen. Mit Tunnelbaumeister Erich Waaser hat er schon gesprochen – der Mann mit der Megaphonstimme ist begeistert von dem Plan.

Erschienen in: WZ vom 22. November 1997
Von: Peter Littek